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Effiziente Schleppmanöver für Boote

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Das sichere Ausführen von Schleppmanövern mit Jollen erfordert besondere Aufmerksamkeit und Fachwissen. Bevor ein Schleppmanöver beginnt, müssen alle Beteiligten die Abläufe genau besprechen, denn ein gut koordiniertes Schleppmanöver minimiert Risiken und erhöht die Effizienz. Erfahrene Skipper analysieren vor jedem Schleppmanöver Wind- und Strömungsverhältnisse, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Wichtig ist die richtige Wahl der Schleppleine – sie muss ausreichend lang sein, um plötzliche Zugkräfte abzufedern, aber nicht so lang, dass die Kontrolle beim Schleppmanöver verloren geht. Besondere Vorsicht ist bei beengten Revieren geboten, wo präzise Schleppmanöver über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.

Erfahrene Skipper wissen, dass jedes Schleppmanöver individuelle Herausforderungen mit sich bringt. Während des Schleppmanövers muss der Steuermann des Schleppboots ständig die Geschwindigkeit anpassen, während die Besatzung der Jolle die Schleppleine überwacht. Moderne Navigationshilfen können Schleppmanöver erleichtern, ersetzen aber nicht die praktische Erfahrung. Die Planung eines Schleppmanövers beginnt bereits lange vor dem Ablegen, um alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Nach Abschluss des Schleppmanövers sollte eine kurze Analyse erfolgen, um Verbesserungspotential für zukünftige Schleppmanöver zu identifizieren. Nur durch regelmäßiges Üben werden Schleppmanöver zur sicheren Routine.

Schleppen mit Verstand

Abschleppen ist bei ruhigem Wetter ein Vorgang, über den man nicht viele Worte zu verlieren braucht, vorausgesetzt, die Schleppgeschwindigkeit stimmt. Anders sieht es freilich aus, wenn hoher Seegang hinzukommt. Dann kann nämlich durch ruckartige Belastungen ein Bruch der Schlepptrosse die Folge sein. Auch können Beschläge ausreißen. Eine zurückschnellende Trosse aber wird zur tödlichen Gefahr für die Besatzung auf Schlepper und geschlepptem Boot.

Leinenübergabe an ein Berufsschiff

Soll der Schlepp durch ein Berufsschiff erfolgen kann man nicht erwarten, dass dieses das Anlaufmanöver fährt, um die Schleppleine zu übernehmen. Vielmehr muss sich eine Yacht mit der nötigen Vorsicht dem großen Bruder nähern. Wer stellt die Schlepptrosse? Hier gilt Allgemein die Regel, beim “Gefälligkeitsschlepp” immer derjenige, der sich schleppen lassen will. In Notsituationen, beim Abbergen zum Beispiel, wird eine ausreichend starke Trosse vom Schlepper an den Havaristen übergeben. Im Normalfall nähert sich die Yacht mit ausreichendem seitlichem Sicherheitsabstand von achtern dem Berufsschiff, das mit langsamer Fahrt weiterfährt. Bild 1(1). In Mittschiffsposition steurt man etwas näher an den Schlepper heran und wirft auf kurzer Distanz die ersten, aufgeschossenen Meter der Schleppleine hinüber. Bild 1(2). Nicht die ganze Schleppleine überwerfen! Der Mann auf dem Schlepper faboziert garantiert eine Wuling.

Jetzt geht man mit der Fahrt zurück, lässt sich langsam achteraus sacken und steckt immer nur soviel Leine, wie notwendig ist. Der Schlepptampen darf nicht durchsacken oder etwa unter das Boot geraten! Bild 1(3). Erst wenn die ganze Schleppleine ausgesteckt ist, gibt man das Zeichen zum Anschleppen. Bild 1(4).

Leinen übergeben
Bild 1. Leinenübergabe an ein Berufsschiff

In der Praxis drehen die Kümoschipper leider meistens sofort auf, wenn die Schleppleine belegt ist. Man muss sich daher bemühen, die Endpositionen position achteraus möglichst schnell zu erreichen beziehungsweise die letzten Meter Hand über Hand aufzustoppen. Natürlich muss die Schlepp leine an Bord der Yacht bereits vor diesem Manöver sorgfältig belegt worden sein, denn unter Zugbelastung ist dieses kaum noch möglich.

Das Aufschießen und Werfen einer Leine ist eine Kunst, die sich aber erlernen lässt. Je nachdem, ob man Links- oder Rechtshänder ist, schießt man zuerst die gesamte Leine in gleichmäßig großen Buchten in der Hand auf, mit der man nicht wirft. Dann nimmt man mit der Wurfhand gerade so viele Buchten ab, wie zur Überbrückung der Distanz notwendig sind. Diese Buchten werden mit seitlichem Armschwung, im Wesentlichen aber von unten nach oben gezielt zum Mann auf dem Nebenschiff hinübergeworfen. Die Buchten entrollen sich, während die Leine durch die Luft fliegt. Nur ein kurzes Stück des Tampens sollte drüben ankommen. Erst nach dem Auffangen wird weitere Leine gesteckt. (Bild 2).

Kunstvolle Leinenführung
Bild 2. Leinenwurf-Technik perfekt

Umgang mit der Schlepptrosse

Ein gefühlvolles Aufstoppen der Schlepptrosse ist nur bei einem Poller möglich, da man bereits mit ein bis zwei Rundtörns die auftretenden Kräfte sicher im Griff hat. Nachdem die endgültige Länge der Schleppleine erreicht ist und die Schiffe Fahrt aufgenommen haben, lässt sich die Trosse immer noch sorgfältig belegen.

Die Zeichnungen zeigen, wie die Schleppleine auf dem Schlepppoller richtig belegt wird: entweder durch einen Webeleinstek Bild 3(1) oder, bei vorhandenem Pollerstock, mit einem Rundtörn und mehreren halben Schlägen. Bild 3(2).

Da der Webeleinstek sich sehr fest zieht, können auch mehrere Rundtörns um den Poller gelegt und mit einem halben Schlag gesichert werden, wobei der Tampen vor dem Belegen unter der Zugpart hindurchgeholt wird. Bild 3(3).

Schlepptrossen-Handling
Bild 3. Professioneller Schlepptrossen-Einsatz

Auf schweren Motoryachten werden die Zugkräfte der Schlepptrosse am besten durch die Ankerkette aufgefangen. Hilfsleinen mindern die Belastungen auf der Ankerwinsch und wirken als Feder. Allerdings darf die Ankerkette nur wenige Meter gesteckt werden, da sonst die Schockbelastungen zu groß werden. In jedem Fall muss die größte Distanz zwischen Schlepper und Yacht durch die angesteckte Schleppleine überbrückt werden. Auch ist es wichtig, dass die Ankerkette auf der Bugrolle durch einen Bolzen gesichert wird. (Bild 4).

Bolzensicherung Ankerkette
Bild 4. Bugrollen-Verschluss Ankerkette

Handzeichen

Vorgeschriebene Handsignale für Schleppmanöver gibt es nicht, jedoch haben sich in der Praxis einige Gesten bewährt:

  1. Wer geschleppt werden möchte, stellt sichans Bootund schwenkt mit einer Hand die aufgeschossene Schleppleine auf und nieder.
  2. Ist die Leine belegt, werden die Arme vor dem Bauch gekreuzt.
  3. Das Signal zum Anschleppen (Andrehen) ist eine kreisende Bewegung der erhobenen Hand.
  4. Das Auf- und Niederbewegen der gestreckten Arme mit abwärts gehaltenen Händen wird allgemein als Aufforderung zur Fahrtverlangsamung verstanden.
  5. Das Kreuzen der Arme vor der Brust und einmalige Auseinanderziehen bedeutet das Ende der Schleppfahrt beziehungsweise Lösen der Schleppleine.
  6. Die ausgestreckte Faust mit erhobenem Daumen wird international als zustimmende Geste, alles o. k. verstanden.
Schleppsignale
Bild 5. Handzeichen

Raus aus dem gefährlichen Sektor

Wenn der Schlepper Fahrt aufnimmt, können sich schwere Unfälle ereignen. Besonders gefährlich ist es, wenn das schleppende Fahrzeug seitlich anzieht. Dann treten starke Seitenkräfte (Scherkräfte) auf, die häufig zum Ausbrechen der Schleppklampe führen und nicht selten Bugkorb und Reling demolieren. Füße und Beine eines Crewmitglieds, das sich in diesem Bereich aufhält. sind äußerst gefährdet. Die gestrichelte Linie zeigt den Winkel, in dem man sich beim Anschleppmanöver nicht aufhalten sollte. (Bild 6).

Schleppmanöver Lebensgefahr
Bild 6. Raus aus dem gefährlichen Sektor

Jollen vor dem Schleppen erst aufrichten

Aus Unkenntnis werden durchgekenterte Jollen häufig in den Hafen zurückgeschleppt, ohne sie vorher aufzurichten. Dabei sind Grundberührungen mit dem Mast und entsprechende schwere Schäden im Rigg fast unvermeidlich. Außerdem kann durch den Wasser-Staudruck der Rumpf teilweise zerstört werden. (Bild 7).

Kenterjollen-Risiken
Bild 7. Gekenterte Jollen-Schlepprisiken

Der Schleppverband

Leichte Regattayachten werden häufig von einem Begleitboot zum Regattastart geschleppt. Damit es keine Kollisionen oder andere Havarien gibt, bringt man die Schleppleinen so aus, dass sich keines der Boote überlappt. Da diese Yachten meistens keinen Bugbeschlag mit Ankerrolle haben, wird der Tampen zwischen Vorstag und Bugkorb-Stütze zur Vordeckklampe geführt. Um ein Schamfilen der Schleppleine am Vorstag zu vermeiden, schert der Steuermann ein wenig zur entgegengesetzten Seite der Tampendurchführung aus. Lediglich Yachten mit Stevenauge oder -rolle halten ihren Kurs in Kiellinie. (Bild 8).

Rennjachten-Schlepp
Bild 8. Schleppmethoden für Rennjachten

Woraus zu achten ist

Wichtige Punkte sind zu beachten, wenneine etwa zehn Meter lange Segelyacht in einen schwierigen Situation, zum Beispiel bei Grundberühhrung oder in schwerer See, von einem starken Schlepper auf den Haken genommen werden soll:

  1. Falls der Motor noch intakt ist, sollte er zwar startklar, der Propeller aber nicht eingekuppelt sein.
  2. Der Steuermann nimmt eine stehende Position ein, um den größtmöglichen Überblick zu haben.
  3. Das Niedergangsluk wird geschlossen und das untere Steckschott eingesetzt. Die übrige Crew geht unter Deck und achtet auf den Steuermann.
  4. Baum und Großschot werden zur Seite gelascht, um dem Steuermann möglichst freie Sicht voraus zu geben.
  5. Alle Lüfter und Luks werden geschlossen.
  6. Ein starkes Ende wird seitlich durch die Schotleitblöcke zu den Winschen ausgebracht und an den Vordeckklampen beigebunden.
  7. Die Laschungen an den Klampen fangen bereits einen Teil der Zug kräfte auf Hier muss die Leine gegen Schamfilen umwickelt werden.
  8. Beide Tampen werden so zusammengebunden, dass sich das Auge etwa zwei bis drei Meter vor dem Bug befindet. An das Auge wird die Schlepptrosse mit einem Palstek oder einem Schotstek gesteckt. Es ist empfehlenswert, einen derartigen Schlepptrossen-Vorlauf fertig vorbereitet an Bord zu fahren.

    Diese Befestigung des Ringtampens erfordert großformatige Schotwinschen und solide Unterbauten. Die oft propagierte Lösung, das Ende achtern um den Kajütaufbau zu legen, ist indessen selten praktikabel und auch gefährlich, da häufig das Achterschott der Kajüte schräg gestellt ist, die Trossenbucht also hochrutschen kann. Bei starker Zugbelastung können außerdem die Ecken des Kajütaufbaus eingedrückt werden Ähnlich verhält es sich mit der Lösung, die Ringleine um das Heck zu legen Der Spiegel ist ebenfalls bei vielen Booten schräg gestellt, eine Sicherung der Trossenbucht kann kaum durchgeführt werden Auch das Belegen der Schlepptrosse um den Mastfuß oder Mastkoker ist bei Masten, die auf dem Kajütdach stehen, nicht empfehlenswert, da sie aus dem Deck brechen können:

  9. Als weitere Vorbereitungen müssen der Schwimmkragen mit angesteckter Wurfleine zum Einsatz klariert und werden.
  10. Arbeitshandschuhe angezogen werden.
  11. Die Schlepptrosse sollte wenigstens fünfmal so lang wie die Yacht sein.
  12. Der Aufenthalt im schraffierten Sektor ist gefährlich. Moderne Kunststoff-Trossen sind zwar sehr elastisch, entwickeln aber bei einem Bruch durch das plötzliche Zurückschnellen eine enorme Energie. Dadurch haben sich schon viele schwere Unfälle, zum Teil mit tödlichem Ausgang ereignet.
Essenzielle Hinweise
Bild 9. Wichtige Sicherheitsaspekte

Wie man Jollen schleppt

  1. Moderne Jollen haben häufig überhaupt keine Schleppklampe an Deck. So wird der Schlepptampen aus Unwissenheit anstatt um den Mast um den Vorstag-Beschlag geknotet, der für diese Belastungen nicht ausgelegt ist. Es kann zum Bruch des Beschlages oder zu einem Ausbrechen aus dem Deck kommen, was wiederum nicht selten den Verlust des Mastes und andere Havarien nach sich zieht. (Bild 10/1)
  2. Der Schlepptampen wird mit zwei Rundtörns um den Mast gelegt und mit zwei halben Schlägen gesichert. Dabei ist darauf zu achten, dass er in Deckshöhe angeschlagen wird, damit der Mast kein Biegemoment erhält Steht dieser frei im Schiff, was bei vielen Leichtbaujolien der Fall ist, muss der Schlepptampen um den Mast herum zum Großschot-Fußbeschlag oder zum Reitbalken geführt und dort belegt werden. (Bild 10/2)
  3. Schlepprisiko bei Jollen
    Bild 10. Fehlende Schleppklampen – Folgen
  4. Sollen mehrere Jollen geschleppt werden, so ist es am meistens schwierig, die Schleppleine des Hintermannes festzusetzen, da moderne Jollen gewöhnlich keine Klampen an Deck haben. Die Leine wird daher mit zwei Rundtörns und zwei halben Schlägen zur Sicherung auf dem Reitbalken belegt, und zwar möglichst nahe an der Deckhalterung, damit er nicht verbiegen kann. (Bild 11)
  5. Sichere Schleppvorrichtung
    Bild 11. Sichere Schleppbefestigung
  6. Günstiger ist es indessen, wenn auf dem Motoboot eine lange Schleppleine mit mehreren Augen, jeweils im Abstand von mehr als einer Bootslänge, vorbereitet worden ist. In diese Schlaufen brauchen dann die Reqattacrews nur hineinzugreifen, oder kurze Hilfsleinen werden eingebunden und am Mastfuß festgesetzt. (Bild 12)
  7. Praktische Schleppvorbereitung
    Bild 12. Mehraugen-Schleppleine – Effizienz

Die fähige Jollen und Yachten sind im Schlepp weniger gefährdet, da sich der Rumpf bei schneller Geschwindigkeit auf die Wasseroberfläche hebt und dadurch der Wasserwiederstand überwunden wird. Allerdings können bereits kleine Unachtsamkeiten des Steuermanns zur Kenterung führen, speziell dann, wenn das Schwert gesteckt ist. Schon ein leichtes Ausscheren aus der Zugrichtung erzeugt am Schwert einen starken Auftrieb, der das Boot blitzartig krängen lässt. Daher sollte das Schwert bei hoher Schleppgeschwindigkeit stets ganz oder bis auf wenige Zentimeter aufgeholt sein. (Bild 13)

Schlepptempo – Gefahr
Bild 13. Schneller Schlepp, hohes Risiko

Der Schlepp des Dingis

Feste Beiboote lassen sich in der Regel unproblematisch schleppen, während Schlauchboote mit dem Heck eine starke Sogwirkung erzielen und leicht von achtern volllaufen oder vom Wind umgeworfen werden. Die Schleppleine sollte allerdings so weit aufgefiert werden, dass der Bug des Beibootes die Heckwelle der schleppenden Yacht “hinauffährt“. Andernfalls ist es möglich, dass der Bug sich in die Hecksee bohrt und das Boot vollschlägt. (Bild 14)

Beibootschlepp
Bild 14. Das Schleppen des Beiboots

Längsseits schleppen

Ist auf beiden Booten keine ausreichende Schleppleine vorhanden, oder zwingt ein enges Fahrwasser (Schleusen) zu schwierigen Manövern, so ist auch das Schleppen längsseits empfehlenswert. Dazu werden beide Boote sehr gut abgefendert. Die Schlepp last wird hauptsächlich von der Achterspring aufgefangen, die vom Achterdeck des geschleppten Bootes zum vorderen Seiten deck des Schleppers führt. Die Vorleine reguliert den Anpressdruck der beiden Boote. Sie wird während der Schleppfahrt so weit aufgefiert, dass beide Schiffe sich mit den Fendern gerade berühren. (Bild 15)

Seitenzug
Bild 15. Parallelschlepp
Footnotes
Sea-Man

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Май, 24, 2025 35 0
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