.
Diese Website benötigt Ihre Unterstützung!
KATEGORIEN

Motorboot ankern so geht es richtig und sicher

Join Our Telegram (Seaman Community)

Motorboot ankern gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten für jeden Bootsführer. Ob im flachen Küstenbereich oder auf dem offenen Meer – wenn Sie Ihr Motorboot ankern möchten, sind die richtige Vorbereitung und Technik entscheidend. Bevor Sie Ihr Motorboot ankern, sollten Sie den Untergrund prüfen und die passende Ankerart wählen. Beim Motorboot ankern spielen auch Wind, Strömung und Wassertiefe eine wichtige Rolle. Mit etwas Übung werden Sie Ihr Motorboot ankern können, ohne jedes Mal den Anker neu auswerfen zu müssen.

Motorboot ankern erfordert Geduld und Aufmerksamkeit. Wenn Sie Ihr Motorboot ankern, achten Sie darauf, dass die Ankerkette ausreichend Kette ausfährt – als Faustregel gilt die 3- bis 5-fache Wassertiefe. Beim Motorboot ankern ist es zudem ratsam, die Position regelmäßig zu überprüfen, um ein ungewolltes Abdriften zu vermeiden. Mit diesen Tipps werden Sie Ihr Motorboot ankern können, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Denn richtig ausgeführt, bietet das Motorboot ankern nicht nur Sicherheit, sondern auch die Freiheit, entspannt zu bleiben – egal ob beim Angeln, Schwimmen oder einfach nur beim Genießen der Natur.

Klar bei Anker

Einen Anker für jede Art von Ankergrund gibt es nicht. Daher ist es ratsam, wenigstens zwei Anker an Bord mitzuführen, von denen jeder einen möglichst großen Wirkungsgrad auf verschiedenen Bodenstrukturen hat Grundsätzlich sollte ein konventioneller Gewichtsanker an Bord sein, der auch in steinigem oder mit Seegras bewachsenem Grund hält, und ein moderner Leichtgewicht-Plattenanker, dessen großformatige Flunken in lockerem Boden genügend Widerstand bieten.

Warum hält der Anker nicht?

Ankermanöver können ihre Tücken haben. Mancher Skipper ist erstaunt, dass sein Boot nach dem Ausbringen des Ankers vertreibt, obwohl das vorher niemals der Fall war. Warum hält der Anker nicht? Die unterschiedlichsten Gründe können ursächlich dafür sein:

  1. Häufig wird zum Beispiel der Anker nicht ganz aufgeholt, wenn das Ankermanöver wiederholt werden muss, weil man zu dicht an einen Nebenlieger geraten ist. Der Vordecksmann bemerkt dadurch nicht, dass größere Schlickballen auf den Flunken haften geblieben sind, die dann beim erneuten Ausbringen verhindern, dass der Anker sich ausreichend eingräbt. (Bild 1)
  2. Verschmutzter Anker
    Bild 1. Schlickballen verhindern Ankergriff
  3. Klappdraggen, deren vier Arme fächerartig vom Schaft abgespreizt werden können, graben sich häufig schlecht ein, wenn die Flunken einen zu großen Anstellwinkel haben.(Bild 2)
  4. Anker rutscht
    Bild 2. Falscher Winkel – Anker rutscht
  5. Die Ankerkette beziehungsweise – leine sollte so lang ausgebracht werden, dass der Ankerschaft möglichst parallel zum Grund zu liegen kommt, der Zug also horizontal erfolgt. Wind der Schaft dagegen infolge einer zu kurzen Kette angehebelt, so können sich die Flunken nicht eingraben, sondern furchen mit den Spitzen durch den Grund. (Bild 3)
  6. Lange Kette
    Bild 3. Lange Kette – sicherer Halt
  7. Besonders empfindlich reagieren leichtge wichtige Patentanker auf zu kurze Ketten oder Trossen. Ebenso ist die Beschaffenheit des Grundes von besonderer Bedeutung, denn Grasbewuchs oder Steine, Korallen und Geröl´verhindern, dass sich die breiten Flunken fest setzen. Über Seegras rutschen Plattenanker häufig einfach hinweg. (Bild 4)
  8. Ankerproblem
    Bild 4. Seegras – Ankerproblem
  9. In zu weichen, muttigen Gründen greifen andererseits die kleinen Flunken eines Stockankers nicht zuverlässig. Es kann passieren, dass der Anker durch den Schlick gezogen wird, wenn Strom oder Wind einen starken Druck auf das vor Anker liegende Boot ausüben. (Bild 5)
  10. Schlick – Ankerproblem
    Bild 5. Schlick – schlechter Ankergrund

«Das unerklärliche Vertreiben einer Yacht in Tidengewässern kann auch eine andere Ursache haben: Zäher Kleie-beziehungsweise Tonboden bleibt beim Ausbrechen des Plattenankers häufig als Ballen auf den großflächigen Flunken haften. Nach der Stromkenterung und damit entgegengesetzter Zugrichtung des Bootes klappen die Flunken auf die andere Seite um, werden dort aber durch die Tonballen am Eingraben gehindert Der Anker rutscht also auf diesen Polstern über den Grund.»

Kette und Trosse

Die Länge der Ankerkette beziehungsweise Ankerleine ist von zwei Faktoren maßgeblich abhängig von der Wassertiefe und vom Materialgewicht. Eine Kette ist naturgemäß schwerer als eine Leine und hält somit eher den Ankerschaft parallel zum Grund, sodass der Anker nicht ausbrechen kann . Wer nur mit einer Kette ankert, sollte wenigstens die vierfache Länge der herrschenden oder (in Tidengewässern) der zu erwartenden Wassertiefestecken. Mit einem Kettenvorlauf, der nicht kürzer als die Schiffslänge sein sollte, ist zumindest die sechsfache Wassertiefe zu stecken, und beim Ankern nur mit einer Leine ist bereits eine Länge erforderlich, die der zehnfachen Wassertiefe entspricht. (Bild 6)

Schwere Kette
Bild 6. Ankern mit Kette oder Leine

Zwei Anker verkatten

Das Verkatten mit einem – meist leichteren – Zweitanker ist eine Möglichkeit, um bei Starkwind oder Seegang die Haltekraft des Hauptankers zu erhöhen. Zu diesem Zweck wird der Kattanker über ein wenigstens fünf Meter langes Ende mit dem Hauptanker verbunden.

Reitgewichte

Ein Reitgewicht, das auf die Kette gehängt und bis zum Grund hinabgelassen wird, kann die Haltekraft des Ankers wirkungsvoll erhöhen beziehungsweise die Leinen-oder Kettenlänge verringern. Hierfür gibt es Gleitschäkel, die gross genug bemessen sind, um über die Kettenglieder rutschen zu können. Eine dünne, angesteckte Leine ermöglicht das Aufholen des Reitgewichtes vo r dem Anker-auf-Manöver. Der Zubehörhandel bietet heute speziell konstruierte Reitgewichte an. Wer ein solches nicht an Bord hat, kann sich mit einem Segelsack oder einer Tasche behelfen, die mit einem Stück Kette oder mit Steinen beschwert wird. (Bild 7)

Ketten-Gleitschäkel
Bild 7. Ankerkette mit Gleitschäkel

Ankermanöver mit Aufschießer

Das Ankermanäver unter Segeln wird nur mit dem Großsegel gefahren. Nachdem der geeignete Ankerplatz feststeht, birgt man die Fock und führt die Ankerleine beziehungsweise -kette über die Ankerrolle im Bugbeschlag nach außenbords und von dort über den Bugkorb wieder an Deck, wo der Anker angesteckt wird. Bild 8(1).

Der Rudergänger fährt einen Aufschießer gegen den Wind oder Strom und beobachtet durch Landpeilungen, wann die Fahrt über Grund gestoppt ist. Bild 8(2).

Dann gibt er das Kommando: “Lass fallen Anker!”

Die Ankerkette wird zügig Hand über Hand gesteckt, jedoch nicht unkontrolliert über Bord geworfen, sobald das Boot rückwärts driftet. Auf keinen Fall darf sie bereits jetzt aufgestoppt werden. Bild 8(3).

Erst wenn die als ausreichend erachtete Kettenlänge nahezu vollständig ausgelaufen ist, darf sie vorsichtig gestoppt werden. Bild 8(4).

Dann steckt man den Rest und beobachtet, ob das Boot in den Wind dreht. Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Anker gefasst hat. Zur Sicherheit ist es empfehlenswert, das Eingraben des Ankers durch kurzes Rückwärtsgehen mit der Maschine zu verstärken. Dabei peilt man – sofern vorhanden – über zwei hintereinanderliegende Landmarken, ob die Ankerposition beibehalten wird. Bild 8(5).

Ankerhochschießer
Bild 8. Ankermanöver mit Hochschießer

Steht der Wind gegen den Strom, so wird vor dem Ausbringen des Ankers ebenfalls ein Aufschießer gefahren, um das Segel im Wind zu bergen. Dann fiert man den Anker seitlich an der Bordwand Hand über Hand weg, bis er den Grund berührt. Jetzt werden zügig einige weitere Meter Kette oder Leine gesteckt.

Danach stoppt man das weitere Auslaufen durch Belegen der Leine auf der Bugklampe. Der Anker wird ruckweise fassen, wodurch das Boot herumschwojt und sich in den Strom legt. Erst jetzt wird die restliche Kette oder Leine gesteckt und nach dem sicheren Fassen des Ankers endgültig belegt.

Ankern mit dem Motorboot

Auch mit dem Motorboot oder mit der Segelyacht unter Motor wird das Ankermanöver grundsätzlich gegen den Wind beziehungsweise Strom gefahren. Bild 9(1).

Sobald das Boot im Wind liegt, stoppt der Rudergänger die Fahrt durch Rückwärtsgehen Bild 9(2) und gibt das Kommando “Lass fallen Anker!“, wenn das Boot achteraus driftet.

Der Anker wird auf Bootstypen: Ein umfassender Leitfaden zu Segelyachten und Motorbootenkleineren Motorbooten seitlich vom Deck gefiert, da es bei einem niedrigen Bugkorb gefährlich werden kann, wenn man sich über den Bug beugt und der Rudergänger aus Versehen ruckartig die Rückwärtsfahrt forciert. Daher ist es wichtig, dass die Ankerleine oder – kette vorher sorgfältig außen um den Bugkorb herum klargelegt und der Tampen auf der Vordecksklampe belegt wird. Bild 9(3).

Kurz vor dem Ausgeben der erforderlichen Länge stoppt der Vordecksmann die Leine ab und fiert den Rest Hand über Hand, während der Rudergänger den Kurs achteraus beobachtet. Bild 9(4).

Sobald die Ankerleine sicher belegt ist, gibt der Rudergänger verstärkt rückwärts Gas und bringt so den Anker zum Eingraben. Bild 9(5).

Eine anschließende Seiten peilung über einen Nachbarlieger oder zwei Landmarken gibt Aufschluss darüber, ob die Position gehalten wird. Bild 9(6).

Ankern motorboot
Bild 9. Motorboot-Ankermanöver

Auf Kinken achten

Dieses Ankermanöver kann besonders gefährlich werden: Der Vordecksmann hat einen Teil der Ankertrosse an Deck aufgeschossen und ist unbeabsichtigt mit dem Fuß zwischen die Buchten getreten. Beim Wegfieren des Ankers st es immerhin denkbar, dass der Mann über Bord gerissen wird und sich nicht von dem schweren Anker befreien kann, der ihn unter Wasser zieht -für Einhandsegler eine tödliche Gefahr. (Bild 10)

Kinken kontrollieren
Bild 10. Auf Kinken genau achten

Das Vermuren einer Yacht

Das Hin -und Herschwojen einer ankernden Yacht lässt sich reduzieren, indem man sie vor zwei Anker legt. Der schwerere Anker dient auch hier als Hauptanker. Man bringt ihn zuerst aus und fixiert seine Position mit einer Ankerboje. Bild 11 (1).

Nachdem der Hauptanker sicher gefasst hat, fährt mall in einem Winkel von etwa 35 Grad zur Ankerboje mit Motorkraft voraus, bis diese querab peilt. Bild 11 (2).

Hier darf der zweite Anker noch nicht weggefiert werden, da er dann auf gleicher Höhe neben dem Hauptanker zu liegen kommt und sich mit diesem vertörnen kann, falls sich beide Anker bei aufkommendem Starkwind zusammenziehen sollten. Man fährt daher noch einige Bootslängen weiter, bevor der zweite Anker ausgebracht wird. Bild 11 (3).

Jetzt lässt man das Boot im Wind zurücktreiben. Auf halber Strecke wird die Kette oder Leine durch Belegen aufgestoppt. Mit Maschine rückwärts gräbt sich der zweite Anker fest ein. Bild 11 (4) .

Danach lässt man das Boot ganz zurücksacken, bis beide Anker gleichmäßig auf Zug liegen. Bild 11 (5).

Yachtvertäuung
Bild 11. Festmachen der Yacht

Um das lästige Hin -und Herschwojen vor Anker zu verhindern, hat sich speziell auf kleineren Booten auch eine andere Maßnahme bewährt: Auf die Kette steckt man eine Leine, die als Hahnepot vorn und seitlich an Deck des Bootes belegt wird. Der seitliche Tampen wird dabei etwas verkürzt festgesetzt, sodass das Boot im leichten Winkel zur Zugrichtung des Ankers zu liegen kommt. Auf diese Weise erhält es eine ständige Drift zur windabgekehrten Seite, wodurch die Position stabilisiert wird.

In Tide-abhängigen Naturhäfen der Nordseebuste werden Boote häufig mit zwei Ankern vermurt, um den Schwojkreis zu verkleinern. Bild 12(1).

Der Hauptanker wird gegen die Stromrich ausgebracht. Bild 12(2).

Dann lässt man das Boot so weit zurückdriften (gestrichelt), bis die doppelte Leinen-oder Kettenlänge als normalerweise notwendig gesteckt ist. Bild 12(3).

Jetzt wird der zweite Anker weggefiert und ebenfalls reichlich Kette beziehungsweise Leine gegeben.

Anschließend holt man das Boot an der Kette des zuerst ausgebrachten Ankers gegen den Strom zurück, bis es sich etwa in der Mitte zwischen den beiden Ankern befindet. Hier schäkelt oder lascht man beide Ketten beziehungsweise Leinen in einer solchen Tiefe zusammen, dass das Boot an einem kurzen Tampen darüber hinwegschwoJen kann. Bild 12(4).

Stabile Doppelvermurung
Bild 12. Doppelanker-Vermurung für Stabilität

Die Ankerboje

Eine Ankerboje sollte man immer dann ausbringen, wenn mehrere Yachten dicht beieinander ankern. Sie signalisiert anderen Skippern, wo der Anker liegt und ermöglicht das Aufholen, falls eine fremde Kette eingefangen wurde. Dieses ist aber nur möglich, wenn die Bojenleine direkt im Kreuz des Ankers festgelascht wird, da sich die Flunken anderenfalls nicht unter der Kette hervorziehen lassen. Als Ankerboje eignet sich gut ein Fender, sofern er genügend Auftrieb besitzt. (Bild 13).

Die Ankertonne
Bild 13. Die Ankerboje

Gefahr bei Stromkenterung

Bug- und Heckanker sind zum sicheren’Ankern im Tidenbereich nicht zu empfehlen. Die Yacht kann dadurch bei der Stromkenterung vertreiben. Der dann von achtern kommende Strom drückt gegen die Lateralflächen von Kiel und Ruder und lässt das Boot querschlagen. Durch den dabei entstehenden größeren Wasserwiderstand bricht der (ehemalige) Heckanker aus, oder die Yacht vertreibt seitlich. (Bild 14).

Stromkenterungs-Risiko
Bild 14. Gefahr bei Stromkenterung

Vor Bug- und Heckanker

So liegt man sicher vermurt vor Bug- und Heckanker bei ablandigem Wind in einer Bucht nahe beim Ufer.

Es gibt einen einfachen Trick, um das Beiboot von der Yacht freizuhalten, wenn der Wind plötzlich umspringen sollte, was in Buchten mit hohen Böschungen häufig der Fall ist. Der Spinnakerbaum wird an der Relings-Lochschiene oder am Pütting außenbords gelascht und der Festmacher des Beibootes mithilfe einer Talje (siehe Detailzeichnung) zur Nock ausgebracht. Dort kann das Boot frei schwojen. (Bild 15).

Bug- und Heckverankerung
Bild 15. Vor Bug- und Heckanker

Abstand halten

Um Strandungen zu vermeiden, sind die Wahl des Ankerplatzes sowie die Bemessung der Ketten-beziehungsweise Trossenlänge von besonderer Bedeutung. Man sollte nach Möglichkeit nur dort ankern, wo ein ungehindertes Schwojen um 360 Grad möglich ist. Die Distanz zum Ufer sollte dabei so groß sein, dass die Yacht noch eine Strecke vertreiben kann, bevor es zur Strandung kommt.

Der Anker muss so geworien werden, dass beim Schwojen um 360 Grad kein anderer Ankerlieger im Schwojradius berührt wird. Bild 16(1). Das ist meistens allerdings illusorisch, da der Platz zum Ankern für mehrere Yachten gewöhnlich zu knapp ist. Zur Kollision muss es deswegen aber nicht kommen, da bei Winddrehung alle Yachten gleichzeitig schwojen vorausgesetzt, dass kein Strom gegen den Wind steht. Bild 16(2).

Freie Ankerzone
Bild 16. Ankerplatzierung störungsfrei

Wichtig ist, dass achteraus, zum Ufer hin, keine Kollisionsgefahr mit Achteraus-Liegern besteht, die möglicherweise vor zwei Ankern liegen oder direkt am Ufer festgemacht haben. Nach dem Ankern in unbekannten Buchten, deren Wassertiefen nicht in der Seekarte angegeben sind, muss der Schwojradius mit dem Beiboot ausgelötet (Handlot) beziehungsweise nach Unterwasserhindernissen abgesucht werden. Stellt man hierbei Untielen fest oder ist der Uferbereich zu nahe, sollte entweder ein größerer Abstand zur Küste gewählt oder ein Heckanker ausgebracht werden, der das Schwojen verhindert.

Read also: An- und Ablegen ohne Ärger

Häufig wird in Tidengewässern zu dicht am Ufer geankert. Kentert der Strom, so schwojt die Yacht um 180 Grad herum. Seitlich stehender Wind kann dabei bewirken, dass das Boot im Halbkreis in voller Länge der Ankerkette vertreibt. Ein Festkommen am Ufer hat bei ablaufendem Wasser dann ein Trockenfallen mit entsprechender Krängung an der Uferböschung zur Folge.

Weg von Legerwall: Unter Motor

In engen Buchten wird das Boot grundsätzlich mit Heckanker vorbeugend gegen eine Winddrehung und Schwojen auf Legerwall gesichert. Da hierfür im Allgemeinen ein zweiter, leichterer Anker genommen wird und die Wassertiefe nach See hin oft stark zunimmt, wird dieser Heckanker mit Kettenvorlauf und doppelt so langer Ankertrosse als normal ausgebracht Dies geht nur, wenn keine Yachten in dieser Richtung ankern. Die Lage des Ankers kennzeichnet man durch eine Boje, besser noch durch eine Bojenkette (drei bis vier Fender), damit neu hinzukommende Yachten auf den Heckanker aufmerksam werden. Wichtig! Der Anker und die gesamte Kette werden vor dem Ausbringen ins Beiboot verladen, da man sich andernfalls mit nachschleppender Kette nicht von der Yacht freirudern kann. Bild 17(1).

Wenn der Wind auf Legerwall dreht, muss der kleinere Heckanker das Schiff auf Position halten. In einer solchen Situation sollte man sofort ankerauf gehen. Bild 17(2).

Dazu wi rd noch mehr Ankertrosse für den Heckanker gesteckt, bis der Buganker aufgeholt werden kann. Bild 17(3).

Jetzt wird das Boot vor Heckanker gedreht und mit dem Motor Fahrt voraus aufgenommen. Dabei wird die Ankertrosse immer mit Gefühl und auf leichten Zug eingeholt. Bild 17(4).

Wenn die Anker-Markierungsboje erreicht ist, wird der ehemalige Heckanker aufgeholt und der Ankerplatz unter Maschine und stehendem Großsegel verlassen. Bild 17(5).

Anker im Beiboot
Bild 17. Anker und Kette im Beiboot

Wie das Drehen der Yacht ausgeführt wird, zeigt die Detailzeichnung. Auf die Ankertrosse des Heckankers wird eine Leine mit einem Stopperstek aufgesteckt. Diese Leine führt man außenbords zum Vorschiff und belegt sie auf der Bugklampe. Jetzt wird die Heckanker-Trosse losgeworfen und so weit aufgefiert, bis das Heck herumgeschwojt ist und die Hilfstrosse auf Zug liegt.

…und unter Segeln

Lässt sich der Motor aus irgendeinem Grund nicht starten, so muss der Ankerplatz unter Segeln verlassen werden. Dabei wendet man folgende Taktik an:

  1. Zuerst wird das Großsegel gesetzt, während die kleinere Arbeitsfock (auch bei leichtem Wind) auf dem Vordeck fertig angeschlagen liegen bleibt.
  2. Jetzt nimmt man das Großsegel dicht und holt langsam, nicht ruckartig, die Kette beziehungsweise Trosse ein, bis vom Vorschiff das Kommando “Anker auf und nieder” kommt.
  3. Der Anker ist aus dem Grund gebrochen. Danach wird das Großsegel sofort bis auf Halbwind aufgefiert und auch ein Halbwindkurs gesteuert, soweit dies aufgrund der Uferstruktur möglich ist, um Fahrt aufzunehmen.
  4. Ist diese ausreichend vorhanden, geht man langsam höher an den Wind, wobei das Groß gleichzeitig dichter gesetzt wird.
  5. Mit Fahrt wird die Wende eingeleitet.
  6. Die Fock wird auf dem neuen Bug möglichst schnell gesetz.

Das beschriebene Manöver zur Befreiung aus einer Legerwall-Ankersituation unter Segeln ist bei größeren Yachten mit schwerem Anker wesentlich schwieriger, da die Ankerwinsch überlastet sein kann und der Anker daher mithilfe der Fahrt unter Segeln ausgebrochen werden muss:

  1. Bei Starkwind wird ein Reff ins Groß gesteckt und die Arbeitsfock angeschlagen.
  2. Unmittelbar vor Beginn des Trosseneinholentz setzt das zweite Crewmitglied das Großsegel.
  3. Danach begibt es sich sofort wieder ans Roder, nimmt das Groß dicht und fällt etwas ab.
  4. Sobald das Schiff etwas Fahrt voraus macht, stoppt der Mann auf dem Vordeck das Einholen der Kette beziehungsweise Trosse und setzt die Fock, deren Schot vom Crewmitglied in der Plicht sofort dichtgenommen wird.
  5. Jetzt holt man die Trosse oder Kette so weit wie möglich auf. Sobald sie steif kommt, muss eine Wende eingeleitet und die Fock backgehalten werden. So driftet die Yacht über ihren Anker.
  6. Sobald keine Lose mehr einzuholen ist, sollten Kette oder Trosse gesichert werden. Die Fock wird jetzt auf dem neuen Bug dichtgenommen und die Yacht bricht, unterstützt durch Segeldruck und Fahrt, den Anker aus dem Grund. Daraufhin kann das Aufholen des Ankers ohne Schwierigkeiten fortgesetzt werden, während die Yacht bereits einen sicheren Kurs unter Segeln steuert.
Footnotes
Sea-Man

Did you find mistake? Highlight and press CTRL+Enter

Май, 16, 2025 44 0
Add a comment


Notes
Text copied